#keineshowfürtäter #konsequenzenfürluke: Der Fall Mockridge | Offener Brief & Unterlassungsklage

Der Fall Luke Mockridge: Content Warning! Sexualisierte Gewalt

Mehrere Frauen berichten von sexualisierten Übergriffen durch den Comedian Luke Mockridge. Begonnen haben diese Anschuldigungen mit seiner Ex-Partnerin Ines Anioli. Diese erzählte 2019 in ihrem Podcast von ihren Erfahrungen mit toxischen Beziehungen. Dabei erwähnte sie einen sexualisierten Übergriff eines anonymen früheren Partners.

Eine Chronologie:

2019: Am 11. April spricht Anioli in der „Besser als Sex“-Podcastfolge „Woran erkenne ich eine toxische Beziehung?“ ab Minute 21 über einen gewaltsamen Übergriff durch ihren Ex-Partner. Der Name wird nicht genannt. Der Mann soll gesagt haben: „Boah, ich wollte dich jetzt einfach vergewaltigen, aber habs dann doch nicht gemacht.“ Die Fans vermuten, dass es Mockridge sein muss. Anioli bestätigt in einer Insta- Story, dass „es der ist, von dem alle denken, dass er es ist“.

Anioli und Mockridge waren von Herbst 2017 bis November 2018 und nach einer kurzen Trennungsphase ab Februar 2019 ein Paar.

2020: Die Ermittlungen aufgrund Aniolis Anzeige wegen sexueller Nötigung werden von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Die Akten, Ermittlungsunterlagen und Chatprotokolle werden auf Eis gelegt.

2021: Im Frühjahr werden die Anschuldigungen mit Luke Mockridge verknüpft und der Hashtag #KonsequenzenFürLuke trendet auf Twitter. Von Mockridge selbst gibt es zu diesem Zeitpunkt noch kein Statement.

Ende September 2021: Mehr als 10 weitere Frauen, darunter eine weitere Ex-Freundin, berichten anonym, dass er kein Nein akzeptieren könne, sich oft aggressiv verhalte und immer wieder sexualisiert übergriffig wird. Es gibt zahlreiche Berichte von Frauen, denen er sich in Bars und Clubs ekelhaft verhalten hat. Es gibt Zeugen, auch Prominente wie der Ehemann von Hazel Brugger, Thomas Spitzer. Dieser bezeugt, dass Mockridge einen Ruf in der Branche hat. Und einen Spitznamen: „Cockridge“.

Die öffentliche Unschuldsvermutung gilt hier für eine Person, nämlich dem Mann. Den mehr als 10 betroffenen Frauen wird pauschal unterstellt, zu lügen, obwohl sie teils sogar unter eidesstattlicher Versicherung ausgesagt haben. Der Fall steht stellvertretend für unzählige Fälle in Deutschland und überall auf der Welt, in denen sich gewalttätige Männer mit Geld freikaufen und Täter-Opfer-Umkehr betrieben wird.



Ein Fall, wie wir ihn alle kennen

Der Fall Mockridge ist kein klassischer #metoo-Fall. Mockridge hat nicht seine Macht als erfolgreicher Comedian systematisch ausgespielt, um Frauen, die beruflich von ihm abhängen, zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Es geht um einen gewalttätigen Mann, der sich nicht im Griff hat und nicht im Griff haben will. Er überschreitet Grenzen, wie es ihm passt. Er behandelt Frauen wie fleischliche Ware, die er konsumieren kann, wann er es will. Bisher konnte er sich darauf verlassen, dass er keine Konsequenzen zu befürchten hat, weil er aus einer prominenten Familie kommt.

Die Familie Mockridge: Geld und Einfluss

Falls ihr es noch nicht wusstet, entschuldigen wir uns vorab für folgende Information: Jeremy Mockrigde, der heiße Fred aus „Wilde Hühner“, ist Luke Mockridges Bruder.

Die Familie Mockridge besteht aus 6 Söhnen, allesamt in der Film-, Theater- und Musikwelt aktiv. Die Eltern sind William „Bill“ Mockridge, der Hans Beimer aus der Lindenstraße. Seine Mutter Margie Kinsky ist eine in Deutschland lebende italienische Schauspielerin und Kabarettistin und darüber hinaus die Urgroßnichte der Feministin Bertha von Suttner. Was diese wohl zum Verhalten ihres Sprosses sagen würde..

Die ganze Familie ist bestens vernetzt, verfügt über Geld und Einfluss in ihrer Branche.

Familie Mockridge: Bekannte Eltern, der süße Jeremy und ein Sohn, der sich nicht im Griff zu haben scheint: Luke Mockridge #keineshowfürtäter

Die Justiz im Fall Mockridge

Die Staatsanwaltschaft ging nicht davon aus,dass der Beschuldigte aufgrund der vorliegenden Beweise verurteilt würde“. Deshalb hat sie die Ermittlungen wegen Vergewaltigung nach 10 Monaten eingestellt.

In den Akten befinden sich die Zeugenvernehmung Aniolis und eine schriftliche Stellungnahme Mockridges. Außerdem wurden Chat-Nachrichten der beiden ausgewertet sowie Aussagen von zwei von Aniolis Freundinnen und ihrem Psychotherapeuten.

Der Fall ist ein klassisches Beispiel für Aussage gegen Aussage, die von gewieften Anwälten bewusst herbeigeführt werden. Mockridge bestätigt große Teile der Vorwürfe, aber genau jene, für die er nicht oder kaum belangt werden kann.

Anioli soll nicht erzählt haben, dass sie beim Kitzeln habe lachen müssen.

Zwischen Tat und Anzeige lagen vier Monate. Wir alle kennen die Situation, wenn Traumata erst Monate oder Jahre später zum Vorschein kommen, wenn frau Zeit braucht zu verstehen, was da eigentlich passiert ist.

Besonders krass: die Staatsanwaltschaft sah „ein Suggestionspotenzial“. Die Moderatorin und Autorin Charlotte Roche soll Anioli beeinflusst haben, denn die beiden sind befreundet. 2018 hatte Roche selbst einmal #metoo-Vorwürfe erhoben. Frauen sollen sich sexualisierte Übergriffe also ausdenken, weil das ihre Freundinnen halt auch so machen.

Der Fall Mockridge zeigt deutlich, dass die Justiz nicht im Sinne der Betroffenen handelt. Die deutsche Justiz ist nicht neutral, sondern eine Perversion des kapitalistisch patriarchalen Systems, in welchem wir gezwungen sind zu leben. Betroffenen wird oft nicht geglaubt, die Gesetze hinsichtlich sexualisierter Gewalt sind so lax, dass ein Täter wie Mockridge ungeschoren davonkommen kann.

Laut offizieller Statistik erfährt jede 3. Frau in ihrem Leben sexualisierte Gewalt, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Nur ca. 10% aller Vergewaltigungen werden angezeigt und davon werden gerade einmal 8,4% verurteilt¹. Dabei denken viele bei „Vergewaltigung“ an den bösen Unbekannten, der Frauen hinters Gebüsch zerrt und mit Gewalt penetriert. Dabei sind die Täter fast immer Personen aus dem näheren Umfeld, denen Frauen vertrauen: Partner, Trainer, Freunde, Bekannte, Väter, Brüder, Onkel, Cousins..

Die „Brudi“-Solidarität im Fall Mockridge

Wie so oft glauben Männer (und leider auch Frauen) bedingungslos ihren Freunden und Kumpels. Das ist der einfache Weg des geringsten Widerstands, denn sonst müssten sie ja ihr eigenes Verhalten hinterfragen. Männer müssen anfangen, Verantwortung zu übernehmen und ihre Kollegen zurechtzuweisen.

Oliver Pocher kommentierte unter Mockridges wehleidiges Statement einen Herz-Emoji.

Pietro Lombardi schrieb: »Ich kenne dich mittlerweile seit vielen Jahren und ich glaube dir jedes Wort mein Bruder.«

Yvonne Catterfeld äußerte sich: »Ich fühl mit dir, auch wenn ich davon nichts mit bekommen hab. Hört eher auf die, die still sind als auf die, die sich laut kund tun. Das allein zeigt den, der wahrhaftig ist!!!! Halte durch.«

Offener Brief an den Blauen Salon Leipzig

Der Comedian Luke Mockridge soll am 08.02.23 im Blauen Salon Leipzig mit seiner neuen Bühnenshow auftreten.

Wir wollen diesen Auftritt verhindern. Nach einem persönlichen Gespräch kam von dem Betreiber des Blauen Salons keine Antwort.

Gemeinsam mit 4 weiteren feministisch aktiven Gruppen und Jule Nagel fordern wir nun in einem offenen Brief, den Auftritt abzusagen und einem Täter keine Bühne zu bieten.

Update: Unterlassungsklage

Mockridges Anwälte haben uns eine Unterlassungsklage gesendet.

Da wir leider keine 5-10.000€ für einen Rechtsstreit haben, sagen also von nun an:

„Luke Mockridge wurde der Straftatbestand einer Vergewaltigung vorgeworfen, aber er wurde hierfür nicht verurteilt.“

Das ganze Geschichte zeigt sehr anschaulich die allgemeine Problematik, die wir mit der Aktion thematisieren wollen:

  • Betroffenen wird nicht geglaubt.
  • Das kapitalistische Rechtssystem ist nicht darauf ausgelegt, Betroffene sexualierster Gewalt zu schützen und Täter zu bestrafen.
  • Wer dagegen ankämpft, wird mit teuren juristischen Mitteln mundtot gemacht.

WIR LASSEN UNS NICHT EINSCHÜCHTERN!

KOMMT ZUR KUNDGEBUNG UND ZEIGT LAUTSTARK AUF DER STRASSE, DASS WIR GEGEN DIE PATRIARCHALE JUSTIZ UND IHRE HANDLANGER PROTESTIEREN!

KUNDGEBUNG MIT MUSIK

08.02.23 | MARKT | 18 UHR

Weitere Infos:

Ein sehr guter Artikel hierzu findet ihr hier (wenn auch Springer-Presse):

https://www.spiegel.de/kultur/tv/luke-mockridge-ines-anioli-spricht-ueber-die-vergewaltigungsvorwuerfe-a-710975a9-dc42-471c-956c-8e81144cdb60

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https://www.sueddeutsche.de/medien/fall-mockridge-der-spiegel-landgericht-hamburg-1.5534418

https://www.vivalavulva.at/2021/04/10/konsequenzenfuerluke/

1: Quelle Statistik Vergewaltigungen:

https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/titus-schueller/fragen-antworten/nur-84-prozent-aller-vergewaltiger-werde-verurteilt-die-meisten-angezeigten-vergewaltiger-kommen-also-ohne

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