Krieg gegen Frauen- Frauenhäuser und Häusliche Gewalt

Gewalt gegen Frauen ist ein Thema über das niemand sprechen möchte, obwohl es in unserer Gesellschaft so allgegenwärtig ist wie eh und je. Das Thema wird so sehr totgeschwiegen, dass es kaum belastbare Zahlen gibt, die uns ein Bild davon vermitteln könnten, wie schlimm die Lage wirklich ist. Der von der Bundesregierung 2022 veröffentlichte “Lagebericht Häusliche Gewalt” basiert konsequenterweise lediglich auf den Zahlen des BKA, es tauchen also nur diejenigen Fälle auf, die auch angezeigt wurden. All jene Frauen, die aus Angst vor dem Täter, um ihre Familien, oder aus Sorge um ihren unsicheren Aufenthaltsstatus gar nicht erst zu den Bullen gehen können, sollen nicht gehört werden. Sie tauchen nur am Rande dieser Berichte auf, in der kleinen Anmerkung, dass die Dunkelziffer der unbekannten Fälle sehr hoch sei. Wie hoch genau weiß niemand.

Obwohl er meilenweit davon entfernt ist seinem Anspruch gerecht zu werden und tatsächlich ein vollständiges Bild der Lage zu geben, ist der Bericht die einzige Quelle die überhaupt belastbare Zahlen für die ganze BRD liefern könnte. Und selbst ohne all jene Fälle, die nie zur Anzeige gabracht werden können, sind diese Zahlen erschreckend. Jeden Tag werden in Deuschland 650 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt- das sind 237.250 Fälle im Jahr, 157.000 davon zwischen Ehe- und sonstigen Beziehungspartner*innen. Häusliche Gewalt kann in diesem Fall getrost mit Gewalt gegen Frauen gleichgesetzt werden, denn kommt es innerhalb von Partnerschaften zu Gewaltverbrechen sind die Täter zu ca. 80% männlich, die Opfer zu 80% weiblich.

Ein Problem aus anderen Ländern und anderen Zeiten?

Es ist also nichts dran am Gerede vom aufgeklärten, feministischen Deutschland, dass von diesem Selbstbild sogar so überzeugt ist, dass es seine “Werte” am Rahmen einer “feministischen Außenpolitik” unbedingt mit dem Rest der Welt teilen möchte. In dem gleichen Land, aus dem die Außenministerin regelmäßig aufbricht, um den Staatschefs fremder Länder Vorträge darüber zu halten, wie sie endlich auch bei sich die Lage der Frau verbessern können, versucht jeden Tag mindestens ein Mann seine (Ex-) Freundin umzubringen. Jeden dritten Tag endet ein solcher Versuch tötlich, Tendenz steigend. Bis zum 07.11. gab es im Jahr 2023 97 Femizide in Deutschland. Trotzdem ist selbst der Begriff Femizid vielen Menschen unbekannt. Zu sehr sind sie es gewöhnt in den Medien von “Beziehungs-” oder “Familiendramen” zu lesen.

Diese Formulierungen sind irreführend und beschönigend, es geht nicht um große Liebesgeschichten, die blutig zu Ende gehen, es geht um den Mord an Frauen. Nicht wegen krimineller Streitigkeiten, nicht um ihre Wertgegenstände rauben zu können, nein: Die Frau wird dabei selbst als Besitz betrachtet, auf den man(n) einen Anspruch hat. Und er wird lieber zum Mörder, als auf diesen Anspruch zu verzichten, auch lange über die Trennung hinaus. In lediglich 60% der Fälle geht partnerschaftliche Gewalt vom aktuellen Partner aus, in 40% der Fälle sind die Täter Ex- Partner.

Manch einem erscheinen diese Darstellungen vielleicht zu reißerisch, man hofft ja schließlich nicht tagtäglich von potentiellen Mördern umgeben zu sein. Doch über Frauen zu verfügen, in der Beziehung Macht und Kontrolle auszuüben, all das ist tief verwurzelt in unseren gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit, wie eine Studie von Plan International (2023) nachweisen konnte: 49% der befragten Männer ist es wichtig in der Beziehung bei jeder Entscheidung das letzte Wort zu haben. 34% geben an, dass sie es “akzeptabel” finden gegenüber Frauen handgreiflich zu werden, um ihnen “Respekt einzuflößen”. Wie tief diese Akzeptanz für Gewalt gegen Frauen in der Gesellschaft verankert ist, wird dadurch überdeutlich, dass ganze 14% der in der gleichen Studie befragten Frauen ebenfalls angaben solche Handgreiflichkeiten “akzeptabel” zu finden.
Genauo unsinnig und fernab der Realität, wie die Annahme Deutschland wäre ein Land in dem Frauen sicher vor Gewalt wären, ist also auch die Annahme diese Gewalt gegen Frauen würde im Widerspruch zu den hier überall tief verankerten feministischen Überzeugungen stehen.

Gewalt gegen Frauen ist nicht nur allgegenwärtig, sondern findet in der Gesellschaft auch viel breitere Akzeptanz, als das die Meisten zugeben möchten. Den erschreckenden Zahlen zu Opfern häuslicher Gewalt begegnet manch ein ignorantes Arschloch mit der hohlen Phrase “Sie hätte sich ja auch einfach von ihm trennen können.” Ganz abgesehen davon, dass eine Trennung, insbesondere die von einem gewaltätigen Partner vieles sein kann, aber niemals einfach, stellen sich diese Menschen offensichtlich nie die simple Frage, wohin die Betroffenen nach der Trennung flüchten sollen. Kontrollierende, gewaltätige Partner versuchen in der Regel alles, um ihre Partnerin von ihrem sozialen und familiären Umfeld zu isolieren und damit die eigene Macht über sie weiter zu steigern. In vielen Fällen ist das allerdings auch gar nicht mehr nötig: Wir können uns ja einfach mal selbst fragen, wie viele unserer Freunde und Verwandte uns vom einen auf den anderen Tag bei sich einziehen lassen würden und bereit wären uns dort vor unserem gewaltätigen Partner zu schützen. Ganz davon abgesehen, dass es in den meisten Fällen nicht nur um uns ginge, sondern auch um unsere Kinder und wir zusätzlich langfristige Unterstützung bei Jobsuche, Kinderbetreuung, Sorgerechts- und Scheidungsstreitigkeiten vor Gericht, psychologischer Aufarbeitung der Gewalterfahrungen etc. bräuchten. Alles Dinge, die sich nicht nur Liebe, sondern auch eine Menge Zeit und Geld kosten. Selbst wenn wir es also geschafft hätten uns trotz jahrelanger toxischer Beziehung einen Rest soziales Umfeld aufrecht zu erhalten, dürfte es die absolute Ausnahme bleiben, dass dieses Umfeld die umfangreichen Hilfen bereitstellen könnte, die in solchen Situationen benötigt werden.

Die Lage in deutschen Frauenhäusern

Die einzige Zufluchtsmöglichkeit für Tausende von Gewalt bedrohten Frauen in Deutschland sind Frauenhäuser. Beziehungsweise sollten sie es sein. Die durchschnittliche Belegungsquote der deutschen Frauenhäuser lag 2022 bei 83%. Das heißt, dass an 303 Tagen im Jahr im durchschnittlichen Frauenhaus ALLE Plätze besetzt sind. Freie Plätze sind rar, sobald sie freigegeben werden beginnt ein Ansturm auf die Telefone des jeweiligen Frauenhauses, der dazu führt, dass der Platz nach ein paar Stunden erneut belegt ist. Dazu kommt, dass sich die Mitarbeiter*innen in Frauenhäusern um alles kümmern müssen, was oben bereits aufgezählt wurde: Ämterbesuche, Arzttermine, Besorgen von Kleidung und weiteren alltäglichen Gebrauchsgegenständen, Kinderbetreuung, psychologische Nothilfe und so weiter. Die Liste an Aufgaben ist endlos und daher wird in deutschen Frauenhäusern immer hart an der Grenze der personellen Überlastung gearbeitet.
Um ihren Aufgaben gerecht zu werden, können die Frauenhäuser theoretisch gar nicht komplett voll besetzt sein. Mitarbeiter*innen selbst sprechen davon nur bis 75% Belegung ihren Aufgaben einigermaßen nachkommen zu können, darüber hinaus ist nur noch eine Erstaufnahme in akuten Notfällen möglich, immer mit dem Ziel die betroffenen Frauen so schnell wie möglich an Stellen weiterzuvermitteln, die Kapazitäten für ihre langfristige Versorgung haben. Deutsche Frauenhäuser liegen im Schnitt in 11 von 12 Monaten im Jahr permanent über dieser 75%- Belegungsgrenze. Mitarbeiter*innen werden also doppelt überbelastet: Sie müssen nicht nur dauerhaft mehr leisten, als sie eigentlich leisten können, sie sind dabei auch noch der ständigen emotionalen Belastung ausgesetzt nahezu täglich Frauen abweisen zu müssen, die dringend auf Hilfe angewiesen wären.

Diese Überbelastung ist kein Zufall: Ihre Finanzierung wird je nach Land, teilweise sogar je nach Kommune unterschiedlich geregelt. Ein besonders menschenfeindliches Beispiel dafür ist das Land Baden- Würtemberg, in dem die betroffenen Frauen ihren Aufenthalt und alle damit verbunden Leistungen komplett selbst zahlen sollen. Können sie sich das nicht leisten, muss die Übernahme jedes Kostenpunktes einzeln beim Amt beantragt werden. Aber auch in anderen Bundesländern kommt nur ein kleiner Teil der Finanzierung aus öffentlichen Geldern. Das liegt zum einen daran, dass wir in Zeiten des sozialen Kahlschlags leben und sämtlichen Institutionen der sozialen Arbeit und des Sozialstaats die Gelder gestrichen werden, um in Zeiten der Krise die Profite des deutschen Kapitals zu sichern. Zum anderen gibt es in Deutschland rund 130 autonome Frauenhäuser, die meisten davon organisiert im Verein Frauen für Frauen e.V. Diese Frauenhäuser ordnen ihre Aufgabe in einen größeren politischen Kontext ein und haben eingesehen, dass der kapitalistische Staat dabei mithilft, patriarchale Machtstrukturen und damit auch Gewalt gegen Frauen aufrecht zu erhalten. Konsequenterweise sehen sie ihn nicht als Verbündeten, sondern als Gegner im Kampf gegen patriarchale Gewalt und versuchen sich daher durch Spendenfinanzierung eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu erhalten.

Analyse/ Erklärungsansätze

Die Situation von Frauenhäusern in Deutschland ist ein Paradebeispiel für die Widersprüchlichkeit und Perversität der Umstände, in denen wir leben. Sie zeigt uns wie kaum eine andere, dass es so wie es jetzt ist, definitiv nicht bleiben kann.

1.

Die Existenz von Frauenhäusern resultiert aus einer Notwendigkeit. Sie entstehen aus dem Bedürfnis heraus, die gezielte Gewalt gegenüber Frauen in dieser Gesellschaft zu bekämpfen. Dabei sind die Formen der Gewalt weit gefächert: sie reichen von psychischer bis hin zu physischer und gipfeln nicht selten im Mord an Frauen, dem Femizid. Allein in diesem Jahr wurde bereits 99 Frauen auf diesem Weg ihr Leben genommen. Jeden dritten Tag.
Dass es diese Formen der Gewalt gegen Frauen in diesem Ausmaß geben kann, ist kein Zufall oder gar natürlich. Sie selbst sind Produkt gesellschaftlicher Umstände, welche Ihren Ursprung nicht etwa in der Natur oder irgendeiner göttlichen Fügung, sondern in der realen, von Menschen gemachten Geschichte haben. Die Rede ist vom Patriarchat und der kapitalistischen Wirtschaftsweise.
Ersteres ist wahrscheinlich aus dem Übergang von Jägern und Sammlern zu einer sich auf Grundlage des Ackerbaus reproduzierenden Gesellschaft entstanden. Dadurch wurde die ständige Nahrungsknappheit überwunden und dem Stamm wurde es möglich das eigene Wachstum aktiv zu fördern. Frauen, die bis dahin als gleichwertige Stammesmitglieder anerkannt wurden, waren jetzt zur bloßen Reproduktion bestimmt. Damit einher ging das Entreißen von grundsätzlichen Rechten und die allgemeine Überordnung des Mannes über die Frau. Diese patriarchalen Verhältnisse haben sich seitdem über tausende Jahre zwar stetig verändert und angepasst, aber sind doch im Grunde gleichgeblieben. Noch heute können wir sehen, dass es vor allem Frauen sind, die für die Sorge und Pflegearbeit zuständig sind, die Kinder aufziehen und den Haushalt schmeißen.

Der Kapitalismus ist ebenfalls Produkt einer geschichtlichen Entwicklung, die der langen Tradition von Gesellschaften, welche auf Ausbeutung beruhen, folgt. Der Kapitalismus zeichnet sich durch seinen stetigen Wertsteigerungstrieb aus, welcher durch das Kapital bedingt ist. Das Kapital erreicht diese Wertsteigerung, indem sie sich das Produkt der verausgabten Arbeitskraft der Arbeiter aneignet. Damit dieser Prozess stetig fortgesetzt werden kann, muss die Arbeitskraft der Arbeiter reproduziert werden. Das geschieht nicht nur einmalig und rein physisch, das heißt durch den Konsum von Nahrung, sondern auch generationsübergreifend und emotional. Diese Reproduktionsmechanismen werden in einer patriarchalen Gesellschaft vor allem von Frauen übernommen. Sie sind für das Aufziehen von zukünftigen Arbeitern zuständig und bilden meist eine notwendige emotionale Stütze für ihre, durch die Knechtschaft der Lohnarbeit, bereits überbelasteten Partner. Das tun sie nicht, weil sie „das emotionale Geschlecht“ sind, sondern weil diese Aufgabe in den Sorgebereich fällt, der seit tausenden Jahren ungerechterweise auf sie abgewälzt wird.


Zentral ist dabei, dass die Sorgearbeit, im Unterschied zur „normalen“ direkten Arbeit für das Kapital, im Kapitalismus nicht entlohnt wird. Somit entsteht, trotz beidseitig aufgewandter Arbeitskraft, einmal in der Produktion und einmal bei der Sorgearbeit, ein Machtgefälle, wobei der Mann eine weitere Machtposition gegenüber der Frau einnimmt. Darüber hinaus hat das Kapital natürlich ein Interesse daran, dass diese patriarchalen Verhältnisse bestehen bleiben, denn eine entlohnte Sorgearbeit steht dem stetigen Wachstumstrieb entgegen, wobei jeder letzte Cent für die Reinvestition ins Kapital verwendet werden soll.
Gewalt an Frauen kann als Auswuchs dieses Verhältnisses begriffen werden. Oder mehr noch, diese Verhältnisse rufen Gewalt gerade zu hervor. Die Frau bekommt die Wut und Frustration des Arbeiters zu spüren, welcher sich 40 Stunden in der Woche ausbeuten lässt und in einer Gesellschaft lebt und aufgewachsen ist, in der die Frau dem Mann untergeordnet ist. Dadurch ist die Gewalt keineswegs legitimiert, es zeigt sich nur, dass sie nicht ihr eigener Anfang ist, sondern selbst Voraussetzungen unterliegt.

Frauenhäuser entstehen also als Reaktion auf eine Gesellschaft, welche Gewalt an Frauen nicht nur hervorbringt, sondern stetig reproduziert, da sie indirekt von dieser profitiert. Je mehr unentlohnte Sorge- und Reproduktionsarbeit auf die Frau abgewälzt werden kann, desto mehr Profit kann das Kapital abschöpfen, desto größer ist aber auch die Abhängigkeit der Frau vom Mann, welche ein Machtgefälle bildet, welches regelmäßig in extreme Gewalt ausartet.

2.

Frauenhäuser haben den Anspruch „für alle gewaltbetroffenen Frauen und ihre Kinder bundesweit sofortigen Schutz zu gewährleisten“ . „Sofortig“ setzt voraus, dass die Umstände und Mittel der betroffenen Frauen dem nicht im Weg stehen dürfen. (In Punkt 1 wurde ebenfalls gezeigt, dass die Mittellosigkeit der Frau dabei auch systemimmanent erzeugt wird.) Die betroffene Frau sollte nicht für ihren Frauenhausplatz bezahlen müssen.
Leider können die meisten Frauenhäuser diesem Anspruch nicht gerecht werden. Frauenhäuser sind extrem unterfinanziert. Deutschlandweit fehlt es an über 14.000 Plätzen für Frauen, deren Leben daran hängen könnte, ihrem gewaltvollen Haushalt zu entfliehen. Und als ob das nicht genug wäre, muss jede vierte Frau ihren Frauenhausplatz selbst mitfinanzieren. Das sind keine neuen Probleme, sondern Probleme, die seit Gründung der Frauenhäuser bestehen.
Aber wie werden Frauenhäuser finanziert und warum sind sie unterfinanziert? Frauenhäuser werden zurzeit zum einen Teil aus Spenden und zum andern Teil aus öffentlicher Hand finanziert. Erstere können und sollten nicht den immensen Bedarf konstant abdecken. Frauenhäuser sind also vor allem von der Finanzierung durch den Bund abhängig. Diese Finanzierung ist aber, wie bereits gezeigt, lückenhaft und überhaupt nicht ausreichend. Teilweise werden sogar die Mittel für Frauenhäuser gekürzt, sodass Plätze wegfallen.


Das Ganze kann als Resultat einer Politik eingeordnet werden, welche alles daransetzt, soziale Ausgaben zu verringern, damit durch die geringeren Steuerausgaben die Wirtschaft angekurbelt wird. Ziel soll dabei sein, dass so viele Sphären wie möglich der Logik des Kapitals untergeordnet werde, damit diese durch eine ominöse „unsichtbare Hand des Marktes“ zum Erfolg, das heißt Profit, geleitet werden sollen. Die Vertreter dieser Ideologie versuchen also konstant, die öffentlichen Gelder auf ein Minimum zu reduzieren. Jene Vetreter sind allerdings selbst nur Ausdruck des Interesses des Kapitals, welches ständig darauf bedacht ist, mehr Profit zu generieren.
Dass diese Logik dem Konzept von Frauenhäusern entgegengesetzt steht, ist offenkundig. Frauenhäuser sind in erster Linie auf das Wohl und das Leben von hilfsbedürftigen Frauen bedacht. Für das Kapital sind die Menschen und vor allem die Frau sekundär, was zählt ist nur ihre abstrakte Arbeitskraft.

Es zeigt sich also, dass die Frauenhäuser unterfinanziert sind. Ihre Finanzierung hängt größtenteils von öffentlichen Geldern ab, welche allerdings durch die herrschende Politik gefährdet sind, da Kürzungen im sozialen Sektor (vor allem in Krisenzeiten) an der Tagesordnung stehen. Diese Politik ist aber selbst nur Ausdrucksweise eines ökonomischen Triebs, welcher dem Kapital eigen ist.

3.

Frauenhäuser sind vor allem in gesellschaftlichen Krisensituationen gefragt. Zu Zeiten von Corona oder einer ansteigenden Inflation steigen die Fälle von häuslicher Gewalt extrem an. Vor allem zu Corona, wo die ganze Familie wochenlang in den eigenen vier Wänden gefangen war, waren gewaltvolle Übergriffe vorprogrammiert.
Wie es um die Finanzierung von Frauenhäusern steht, wurde bereits erläutert. Dass diese Unterfinanzierung in Verbindung mit einer ansteigenden, ohnehin schon hohen, Zahl von gewaltbetroffenen Frauen, eine Katastrophe darstellt, sollte außer Frage stehen. Das Ganze wird aber noch absurder, wenn man bedenkt, dass diese gesellschaftlichen Krisen nicht einfach auftauchen, sondern selbst wieder durch die kapitalistischen Umstände bedingt sind.

Dass der Kapitalismus Krisen hervorbringt, ist keine Frage des Glaubens, sondern ein Fakt. Seit der Entstehung des Kapitalismus sind wirtschaftliche Krisen an der Tagesordnung. Fast schon zyklisch gibt es aller paar Jahre eine Welle an in die Höhe schießende Preisen, Fabrikschließungen, Massenentlassungen, sinkenden Reallöhnen usw. . Die Große Depression 1929, Asienkrise 1997, Finanzkrise 2008 sind nur Beispiele einer Wirtschaftsform, die notwendig Krisen hervorbringt.
Aber selbst Krisen, die „nur“ von außen kommen, sowie die Coronapandemie, werden durch eine an allem sparende, neoliberale Politik erheblich verschlimmert. Corona hätte viel besser abgefedert werden können, hätte es ein stabiles Gesundheitssystem gegeben. Stattdessen sind in den Jahrzehnten der Kürzungen an öffentlichen Ausgaben, massenhaft Plätze und Kapazitäten für Intensivpflege weggefallen, die in der Krise hunderte Menschenleben hätten retten können.

Frauenhäuser sind in Krisensituationen noch gefragter als zuvor. Dass diese Krisen entstehen bzw. nicht ordentlich abgefedert werden könne, ist Produkt einer an sich krisenbehafteten Wirtschaftsform, gepaart mit einer Politik, welche stetig darauf bedacht ist, notwendige soziale Ausgaben zu kürzen.

Zusammenfassung


Wir haben also gesehen, dass Frauenhäuser als Reaktion auf eine Gesellschaft entstehen, die Gewalt an Frauen nicht nur hervorbringt, sondern stetig reproduziert, da sie indirekt von dieser profitiert. Daran anschließend hat sich gezeigt, dass die finanzielle Situation der deutschen Frauenhäuser unterirdisch ist und den Bedarf bei weitem nicht decken kann. Da ihre Finanzierung zum größten Teil von öffentlichen Geldern abhängt, fallen sie einer Sparpolitik zum Opfer, die selbst nur Produkt einer profitorientierten Wirtschaftsweise, des Kapitalismus, ist. Zuletzt ist klar geworden, dass in Krisensituationen, welche selbst wieder nur Produkt des Kapitalismus sind, die ohnehin schon vollen und viel zu wenigen Frauenhausplätze weiter überflutet.

Frauenhäuser reagieren notwendigerweise auf Probleme, welche durch die herrschende Wirtschaftsweise erzeugt, reproduziert und verstärkt werden, wobei ihre finanzielle Grundlage durch diese Wirtschaftsweise stetig droht kleiner zu werden. Die Situation von Frauenhäusern in Deutschland ist ein Paradebeispiel für die Widersprüchlichkeit und Perversität der Umstände, in denen wir leben. Sie zeigt uns wie kaum eine andere, dass so wie es jetzt ist, es definitiv nicht bleiben kann.

Autor