Muttertag

Muttertag

“Der Muttertag ist ein Tag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. Er hat
sich seit 1914, beginnend in den Vereinigten Staaten, in der westlichen Welt
etabliert. Im deutschsprachigen Raum, den USA und anderen Ländern wird er
am zweiten Sonntag im Mai gefeiert.“ – Definition Wikipedia


Allein in dieser Definition und der mehrheitlichen Auffassung, wie eine Mutter
zu sein hat, sowie einem Tag welcher diese Lüge feiert, liegt das Problem.
Wir gehen davon aus, dass es reicht, wenn wir einmal im Jahr unseren
Müttern für all ihre Mühen „Danke“ sagen und sie im besten Fall mit Blumen
und Schokolade oder Haushaltsartikeln beschenken. Ein Tag also, welcher
sich vorbildlich im werbegesteuerten kapitalistischen Konsumwahn einbinden
lässt.
Während am Vatertag der Mann nur an sich denken brauch und sich selbst
bis zum Absturz feiert, wobei Saufgelage und sexistisches Verhalten als
Grundlage dienen, da es ja „sein Tag“ ist.


Den Frauen und Müttern hingegen wird so etwas nicht zugestanden, da sie
sonst nicht in das bürgerliche Bild von Weiblichkeit passen. Eine auf den
Mann ausgerichtete Gesellschaft kann derartige Ausbrüche von Frauen nicht
akzeptieren, zumal sie so ja eventuell nicht gleich wieder am nächsten Tag
„funktionieren“ würden. Dafür wird am Muttertag den Frauen symbolisch mal
„frei“ gegeben. Sie bekommen maximal einen „schönen Tag im Kreise der
Familie“ geschenkt. Der Rest der Familie, lässt sich dafür feiern, einmal im
Jahr die „mütterlichen“ Aufgaben zu übernehmen und sich bei diesen als
besonders unfähig darzustellen.
Aber das Frauen nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch innerhalb
unserer Gesellschaft den Laden am laufen halten, wird kaum benannt oder
gar geschätzt. Und genau da müssen wir als Jugendliche ansetzen, gerade
dann wenn, wir den Weg für eine Klassenlose und emanzipatorische
Gesellschaft ebnen wollen, denn wir wissen Mao hat Recht wenn er sagt:
„Die Frauen tragen die Hälfte des Himmels!“.

Unsere Mütter brauchen keine Blumen, Pralinen oder einen neuen
Wischmopp an „ihrem“ Tag. Was ihnen wirklich helfen würde, ist eine
Auflösung der gesellschaftlichen Rollen innerhalb der Familie und der damit
verbundenen ungerechten Arbeitsverteilung.
Für die Sorgearbeit und den Haushalt muss der Mann genauso verantwortlich
gemacht werden und mehr Verantwortung innerhalb der Erziehung
übernehmen.


Die Sorge und Erziehung für Kinder und die Pflege von Menschen die dazu
nicht (mehr) selber in der Lage sind (Eltern, Großeltern, eingeschränkte
Personen) darf nicht mehr auf die Frau abgewälzt werden.
Denn genau darauf ist der Kapitalismus ausgelegt; nur durch die unbezahlte
und selbstverständlich privat übernommene Carearbeit der Frauen, kann die
Gesellschaft weiterhin problemlos funktionieren. Dabei könnten wir diese
Aufgaben problemlos kollektiv aufteilen und gemeinsam tragen.
Sorgearbeit ist KEINE „Frauensache“, sie ist eine Angelegenheit der
gesamten Gesellschaft und muss als solche anerkannt und unterstützt
werden. Wir brauchen flächendeckend viel mehr Kitas,Krippen und Horte die
unsere Kinder gemeinschaftlich erziehen, eine persönliche Entwicklung
fördern und nicht mehr auf die Verwertung und Wirtschaftlichkeit der
zukünftigen ArbeiterInnen ausgelegt ist.

Sorgearbeit geht uns alle an und die Personen, welche diese beruflich
ausüben, brauchen die Wertschätzung und gesellschaftliche Anerkennung
die diese verantwortungsvolle Aufgabe mit sich trägt.
Es geht um Menschenleben, um gesellschaftliche Teilhabe, um Sozialisierung
der Menschen von morgen oder eine angepasste, individuell eingestellte,
menschenbezogene Pflege und das erkennen von Notsituationen und ist so
unendlich viel mehr als „Nase putzen“ und „ Arsch abwischen“.
Pflege und Sorgeberufe müssen raus aus ihrem Schatten und endlich als
professionelle Berufe angesehen werden, dafür benötigt es einen Ausbau der
Ausbildungs- und Arbeitsstätten,eine moderne Ausstattung an Hilfsmitteln
aller Einrichtungen, professionell ausgelegte Ausbildungen und eine
Bezahlung die mehr Menschen aller Geschlechter in die Pflege- und
Sorgeberufe lockt, ebenso wie angemessenen Freizeitausgleich und das
Anpassen des Pflege und Erziehungsschlüssels hin zu menschenwürdiger
Pflege und Erziehung ohne ausgebranntes Personal!
Noch immer ist es so, wer zuhause bleiben muss und sich um die Kinder
oder Alte und Kranke kümmert, zahlt nicht in die Rentenkasse ein und
bekommt in dieser Zeit keine Rentenpunkte.

Da diese Aufgaben grundsätzlich Frauen übernehmen macht das den
größten Teil des Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen
aus. Deswegen ist es wichtig eine finanzielle Absicherung für die Menschen
zu schaffen, welche aufgrund von familiärer Sorgearbeit keinen Job
nachgehen können.
Zusätzlich treten wir dadurch Abhängigkeiten in Partnerschaften und Familien
entgegen, von denen vor allem Frauen betroffen sind.
Es muss gesellschaftlich ein Bewusstsein geschaffen werden, dass wir alle
für die Erziehung und Sozialisierung unserer Kinder verantwortlich sind.
Weder dürfen Männer als alleiniger finanzieller Versorger und Oberhaupt der
Familie gesehen werden, noch dürfen Frauen allein für die Last der
Sorgearbeit schultern müssen.
Das diese Rollenbilder noch immer Vorrang haben in der Gesellschaft ist
eben nicht biologisch bedingt, sondern wird vor allem durch die im
Kapitalismus systematisch verankerte doppelte Ausbeutung und
Unterdrückung der Frau wie deren Stigmatisierung innerhalb der Gesellschaft
aufrecht erhalten.

Wollen wir dies aufbrechen, müssen wir den Kapitalismus angreifen, denn
dieser ist auf Gewinnmaximierung ausgerichtet und eben nicht auf die
Bedürfnisse von den Menschen und ihren Familien.
Lohnerhöhungen und eine finanzielle Grundsicherung sind deshalb zwar ein
guter und wichtiger Schritt, um vor allem alleinerziehenden Frauen schnell zu
helfen, aber deswegen ist noch lange nicht das klassische und veraltete
Rollenbild aufgehoben.
Eine Stigmatisierung von Frauen in gesellschaftlich erwünschte und
geforderte Rollenbilder, welche schon im Kindes- und Jugendalter beginnt,
muss bekämpft werden.
Auch in der Schule steht die Ausbildung für den kapitalistischen Arbeitsmarkt
und eben nicht die Entwicklung einer Eigenständigkeit und freien Entwicklung
im Vordergrund.
An dieser Stelle zeigt sich auch die Klassenfrage die damit sehr eng
verbunden ist.
Jugendliche aus meist sozial und ökonomisch schwächeren Verhältnissen,
haben in der Haupt- sowie Oberschule in der Regel eine
„Hauswirtschaftslehre“ und werden auf diesen harten Alltag grob vorbereitet,
teilweise getrimmt.

Vor allem Mädchen werden damit konfrontiert, dass diese Arbeit notwendig
für ein Zusammenleben ist und in erster Linie sie diese später auszuführen
und zu managen haben, was die patriarchale und konservative Struktur und
den Zusammenhang zur Sozialisierung sehr stark aufzeigt.
Zur Motivation für die Integration in das von Leistungszwang und
Gewinnmaximierung getriebene System, soll das tot getragene
Ammenmärchen „dass jede*r seines/ihres Glückes Schmied ist“ dienen.
Doch warum genau gibt es dieses Unterrichtsfach vor allem für die sozial
benachteiligten und eh abgehängten Teile der Gesellschaft und nicht für
diejenigen mit Aussichten auf eine “erfolgreiche“ Zukunft?
Ohne diesen Gegensatz – ohne die Ausbeutung einer unterdrückten Masse,
kann es im Kapitalismus keinen Wohlstand geben, denn allein darauf ist das
System ausgelegt. Die Erfahrung zeigt, wer Abitur macht und gute Aussichten
auf einen Studienplatz und danach vielleicht sogar auf einen gut bezahlten
und „zukunftssicheren“ Job hat, kann sich eine Haushaltshilfe wahrscheinlich
früher oder später leisten, diese ist ja aufgrund der „einfachen“ Arbeit sehr
billig.

Und wer dies nicht kann, hat anscheinend irgendetwas im Leben falsch
gemacht und muss dann halt selber Haushalt und Beruf unter einen Hut
bekommen und notfalls auch die Sorgearbeit für Andere erledigen.
Ein Aufwachsen, welches mit einem sauberen und angenehmen Wohnraum,
einer gefestigten Tagesstruktur sowie einer gesunden und ausgewogenen
Ernährung einher geht, sollte nicht abhängig dem Geldbeutel der Eltern sein
und auch nicht Frauensache diese sicher zu stellen.
Die Verantwortung dafür müssen wir als Gesellschaft tragen und nicht nur
unsere Mütter!
Das wir für diese eigentlich kollektiv ausgetragene Arbeit, die jede Mutter
bisher alleine leisten musste und noch immer muss, Respekt und
Wertschätzung zeigen, sollte sich durch ein bestehendes Bewusstsein dafür
und nicht durch einen Kalendertag ergeben.
Darum:
Lasst uns Gemeinsam für die Entlastung unserer Mütter kämpfen!
Gegen unbezahlte Mehrarbeit ob im Job oder zu Hause!
Arbeit welche unser Leben von Grund auf betrifft muss die Anerkennung
bekommen die ihr zusteht!


Gegen Patriarchat und Ausbeutung! Für mehr Hausmänner!

  1. März ist jeden Tag & Muttertag auch!

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