Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist einer der weltweit wichtigsten Produzenten von Kobalt, Kupfer, Tantal und weiteren kritischen Rohstoffen. Die wirtschaftliche Struktur ist stark auf den Export dieser Rohstoffe ausgerichtet, wobei die Weiterverarbeitung fast ausschließlich im Ausland stattfindet. Hauptabnehmer und Profiteure der kongolesischen Rohstoffe sind vor allem China, Singapur und Hongkong. China ist mit Abstand der größte Abnehmer und hat sich in den vergangenen Jahren als wichtigster Investitions- und Handelspartner etabliert. Ein Großteil des in der DR Kongo geförderten Kobalts und Kupfers wird nach China exportiert, wo es weiterverarbeitet und für die Industrie – insbesondere für die Batterieherstellung – genutzt wird.
Die wichtigsten internationalen Unternehmen, die von den kongolesischen Rohstoffen profitieren, sind insbesondere Glencore (Schweiz/UK), CMOC Group (China), Jinchuan Group International Resources (China), Freeport-McMoRan (USA), Randgold Resources (heute Teil von Barrick Gold), AngloGold Ashanti (Südafrika), Lundin Mining (Kanada) sowie die Handelsunternehmen Trafigura (Schweiz/Singapur) und Gécamines (die staatliche kongolesische Bergbaugesellschaft, die häufig in Joint Ventures mit ausländischen Firmen auftritt). Daneben sind auch westliche Tech-Konzerne wie Apple, Alphabet (Google), Dell, Microsoft und Tesla als Endabnehmer von Kobalt in den Lieferketten vertreten.
Der geopolitische Wettlauf um die Rohstoffe des Kongo hat sich in den letzten Jahren verschärft, insbesondere zwischen China, den USA und der EU. Während China auf den Aufkauf von Minen und den Ausbau von Infrastruktur setzt, versuchen die USA, sich durch Abkommen wie „Security-for-Minerals“ langfristige Lieferketten zu sichern. Die EU bemüht sich um Rohstoffpartnerschaften, hat aber weniger wirtschaftlichen Einfluss als China.
Ein Teil der kongolesischen Rohstoffe wird illegal nach Ruanda und Uganda geschmuggelt, wo sie weiterverarbeitet oder exportiert werden. Auch diese Länder profitieren indirekt von der instabilen Situation und den schwachen staatlichen Strukturen im Kongo.
Die einseitige Ausrichtung der Wirtschaft auf den Export dieser Rohstoffe spiegelt eine klassische Form der Ausbeutung wider: Internationale Konzerne und ausländische Staaten profitieren überproportional von der Ausbeutung kongolesischer Ressourcen, während der Großteil der Bevölkerung weiterhin in Armut lebt und keinen Anteil am Reichtum hat. Die Abhängigkeit von Weltmarktpreisen und die Dominanz ausländischer Akteure im Bergbausektor verhindern eine eigenständige wirtschaftliche Entwicklung und halten das Land in einer Abhängigkeitsstruktur gefangen.
Die schwachen staatlichen Strukturen, die hohe Korruption und die fehlende Durchsetzung des Gewaltmonopols sind Ausdruck einer von Eliten dominierten Herrschaft, die im Interesse ausländischer und einheimischer Profiteure agiert. Der Staat schützt nicht die Interessen der breiten Bevölkerung, sondern dient als Instrument zur Sicherung der bestehenden Eigentums- und Machtverhältnisse. Bürokratie und Vetternwirtschaft verhindern gezielte Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Gesundheit, was die Abhängigkeit der Bevölkerung von Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgerwirtschaft) und informellen Sektoren verstärkt.
Aktuell kommt es im Osten der DR Kongo zu massiven bewaffneten Auseinandersetzungen, insbesondere zwischen der kongolesischen Armee und der bewaffneten Gruppe M23, die von ruandischen Streitkräften unterstützt wird. Seit Januar 2025 haben die Kämpfe deutlich zugenommen, wobei die M23 wichtige Städte wie Goma (Nord-Kivu) und Bukavu (Süd-Kivu) eingenommen hat und weiterhin militärische Vorstöße unternimmt. Die Offensive gegen Goma hat schätzungsweise 3.000 Menschen das Leben gekostet.
Insgesamt sind seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe im November 2021 laut dem Armed Conflict Location and Event Data Project (ACLED) fast 1.750 Menschen infolge von rund 1.700 gewalttätigen Zwischenfällen durch die M23 ums Leben gekommen. Zusätzlich sterben regelmäßig Zivilisten durch Angriffe anderer bewaffneter Gruppen, darunter der islamistischen Allied Democratic Forces (ADF), die besonders im Raum Beni aktiv sind.
Die Zahl der Binnenvertriebenen ist infolge der anhaltenden Gewalt auf einen neuen Höchststand von über sieben Millionen Menschen gestiegen, von denen rund 800.000 allein in dicht besiedelten Lagern rund um Goma Zuflucht gefunden haben.
Die humanitäre Lage bleibt katastrophal, die Versorgung mit Bargeld ist in vielen Regionen zusammengebrochen, und das lokale Bankensystem funktioniert nicht mehr.
Die anhaltenden bewaffneten Konflikte, insbesondere im Osten des Landes, sind das Ergebnis innerer Widersprüche und externer Einmischung. Rebellengruppen wie die M23 profitieren von der Ausbeutung der Bodenschätze und werden teils von Nachbarstaaten und internationalen Akteuren instrumentalisiert, um eigene Macht- und Wirtschaftsinteressen durchzusetzen. Die fortgesetzte Militarisierung und die Präsenz ausländischer Truppen und Milizen dienen nicht der Befreiung der Bevölkerung, sondern verschärfen die Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiter und Bauern.
Die Folgen dieser Verhältnisse sind gravierend: Millionen Menschen sind Binnenvertriebene, rund ein Drittel der Bevölkerung leidet unter Ernährungsunsicherheit, und die humanitäre Lage bleibt katastrophal. Die Arbeiterklasse und die Bauern sind die Hauptleidtragenden der Ausbeutung und der inneren Zerrissenheit des Landes, während eine kleine Oberschicht und ausländische Interessen – insbesondere die genannten internationalen Bergbauunternehmen und Tech-Konzerne – vom Status quo profitieren.