Jeden Tag wird eine Frau aus ihrem Leben gerissen, wird getötet von einem Mann. Die Zahlen der Femizide steigen jährlich.
Immer wird davon geredet, dass wir Frauen doch froh sein sollen, dass es doch gar nicht mehr so schlimm sei und dass wir einfach viel zu sensibel wären. Keiner will etwas von der tödlichen Gewalt wissen, welcher wir Frauen täglich ausgesetzt sind. Alle schauen weg, schweigen und verschließen sich wenn es um jenes Thema geht.
Ein besonders Tabu in unserer Gesellschaft, vor allem in den sich selbst so links bezeichneten Kreisen, ist das Thema Prostitution. Deutschland ist nicht nur als eines der führenden Wirtschaftsländern, sondern auch als das Bordell Europas bekannt. Nirgendwo wird so viel Sex gekauft wie hier, um genau zu sein rund 1,2 Mio. mal täglich. 1,2 Mio. Freier kaufen sich täglich eine Frau damit diese für ihre ekelhaften Sexfantasien herhält und sie diese nach ihrem Vergnügen missbrauchen können. Denn nichts anders ist der Kauf von Sex, er ist Missbrauch, er ist Vergewaltigung. Wer sich nun fragt ob diese Formulierung nicht etwas zu harsch wäre dem stelle ich die frage, ist ein erkauftes JA wirklich ein Ja? Kann es bei dem Kauf von Sex einen echten Konsens geben? Verökonomisierte Sexualität kann niemals frei sein.
Um dies genauer zu erklären ist es sinnvoll sich anzuschauen wer in der Prostitution arbeitet. Dies sind vorwiegend Frauen und diese Frauen haben außer ihrem Geschlecht eine weitere Gemeinsamkeit, sexuelle Gewalterfahrungen. Nach Umfragewerten aus dem Jahr 2020 wird davon ausgegangen, dass rund 95% der Prostituieren in ihrer Kindheit Gewalt- bzw. Sexuelle Gewalterfahrungen sammeln mussten
Prostituierte sind halt nicht einfach eines Tages aufgewacht und haben gesagt; „Also ich würd‘ gerne mein Geld damit verdienen Vergewaltigt zu werden!“
Es sind Frauen wie du und ich. Jede kann in die Prostitution geraten, besonders wenn man Angst davor haben muss bald kein Essen mehr auf dem Tisch zu haben oder man von Obdachlosigkeit bedroht ist.
Nicht nur reproduziert die Prostitution also Geschlechterrollen, sie bietet auch Platz für die Reproduktion rassistischer Klischees. Die überwiegende Mehrheit der Prostituierten sind Migrantinnen, welche meist aus Südosteuropa verschleppt werden mit dem Versprechen sich hier ein besseres Leben aufbauen zu können. Doch die Realität ist eine ganz andere. Hier in Deutschland werden die Frauen dann dazu gedrängt sich zu prostituieren, ein Ausweg meistens nicht gegeben, denn nicht nur fehlende Sprachkenntnisse führen zu einer doppelten Barriere, sondern auch die fehlenden Papiere, welche den Frauen bei der Einreise abgenommen werden.
Was für diese Frauen die reinste Hölle ist, ist für Freier ein wahrhaftiges Paradies. In so genannten Freierforen tauschen sich diese regelmäßig über die neue Wahre in ihreren Städten aus, beschreiben in ihren Einträgen ohne Filterung ihre Gewaltverbrechen und geben Bewertungen für Gleichgesinnte ab. In diesen Foren werden Frauen nach ihrer Herkunft kategorisiert und damit auch rassifiziert, bestimmten Ländern werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. So sind deutsche Frauen für manche Freier einfach zu langweilig oder zickig, da will man halt einfach mal eine brave Rumänin haben, die man dann entmenschlichen kann.
Aber warum obliegt diese Ausbeutung jetzt dem weiblichen Geschlecht?
Die weibliche Sexualität wird in unserer Gesellschaft als Ware angesehen, dies hat seinen Ursprung in der seit jahrtausenden bestehenden Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau, was dazu geführt hat, dass die Frau dem Haushalt und somit dem Besitz des Mannes zugeordnet wird. Die finanzielle Abhängigkeit des weiblichen Geschlechtes und der Grundsatz das Man(n) ein Recht auf Sex hat führten dazu, dass das Geschäft der Prostitution sich bis heute in unserer Gesellschaft halten konnte.
Aktuell können sich 2/3 Frauen in Deutschland nicht selbst langfristig finanzieren, dies stellt ein krasses Machtverhältnis in der Ehe dar. Auch dies kann als eine Art der Prostitution angesehen werden, auch wenn diese Art der Prostitution uns zunächst abstrakter erscheint, weil sie für uns viel alltäglicher ist. Der Kapitalismus begünstigt jedoch eine solche gesellschaftliche Arbeitsteilung, in der die Hälfte der Gesellschaft zur unentlohnten Hausarbeit verdammt ist, damit die andere Hälfte möglichst uneingeschränkt auf dem Arbeitsmarkt ausgebeutet werden kann.
Egal ob Ehemann, Chef oder Freier, Frauen werden aufgrund dieser existierenden Verhältnisse immer in Abhängigkeit zu einem Mann stehen, auch wenn das System uns vom Gegenteil überzeugen will. Denn ja die meisten von uns haben eine mehr oder weniger freie Entscheidungskraft, können sich entscheiden wo und als was sie arbeiten möchten, mit wem sie in eine romantische Beziehung gehen oder ob sie sich ganz girlboss-mäßig unabhängig machen.
Doch was sagen wir zu all denen den selbst diese Entscheidung genommen wird, zu all den Opfern des Menschenhandelns, den Frauen die halt herhalten müssen?
Prostitution geht uns alle etwas an! Ich kann und ich will mir nicht mehr sagen lassen das es doch jetzt auch mal gut sei, es reicht doch auch mal mit dem Feminismusgequatsche.
Jeden Tag steh ich auf und bin wütend, weil mir sie mir schon wieder eine von uns nehmen wollen. Weil sie schon wieder versuchen zu verschleiern um was es hier wirklich geht; Gewalt an Frauen! Und genau deswegen sind wir heute hier auf der Straße! Wir dürfen uns unsere Stimmen niemals nehmen lassen! Deswegen rufe ich dazu auf, liebe Genoss:innen, seid mit mir laut, zeigt eure Wut, eure Trauer über all die Scheiße, die uns jeden Tag widerfährt!
Und bis sie uns hören stehen wir jedes verfickte mal wieder hier und schreien; Jin Jyan Azadi!