le3004: FundamentalistInnen die Stirn bieten!
In der Walpurgisnacht versammeln sich, nach altem Aberglaube, alle Hexen am Blocksberg im Harz, um dort zu feiern und sich mit dem Teufel zu vermählen. Dieses Fest wird seit Jahrhunderten am 31. April von vielen Menschen zelebriert.
Einen sehr bitteren Beigeschmack hat das Thema rund um Hexen jedoch zweifellos. In der frühen Neuzeit wurden allein in Deutschland über eine Millionen Menschen verfolgt, gefoltert, und/oder verbrannt. Insgesamt brannten die Scheiterhaufen in Europa etwa 400 Jahre lang. Darunter waren über 80% der betroffenen Frauen. Es mussten Sündenböcke für das Leid und Elend dieser Zeit gefunden werden, denn viele Seuchen, der Umbruch von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft und die damit verbundenen finanziellen Nöte, sowie Missernten und die kleine Eiszeit bestimmten den schweren Alltag der Menschen.
Sowohl die Katholiken als auch Protestanten verfolgten angebliche Hexen, die Kirche hat also die Existenz von Hexerei anerkannt. Der Wegbereiter der Hexenverfolgungen war Heinrich Kramer, der im Auftrag der katholischen Kirche während seinen Hexenpredigen Misstrauen und Angst säte. Es wurde geglaubt, alles Weibliche sei von Natur aus schwach im Geiste und damit leichter für den Teufel verführbar. Kramer schreibt in seinem Buch „Hexenhammer“: „Was ist denn das Weib anders, als eine unentfliehbare Strafe. Ein begehrenswertes Unheil. Ein Weltübel mit schöner Farbe bestrichen.“
Auch Martin Luther, der als Urheber der protestantischen Kirche gilt und sich von vielen mittelalterlichen Glaubensüberzeugungen trennten, hatte dem Massakern an Frauen ebenfalls zugestimmt.
Klar, denn die Frauen, die so heftig verfolgt, so grausam gefoltert und gnadenlos ermordet wurden, waren nicht selten Hebammen. Diese haben sich Wissen über Heilkunde und Geburtenkontrolle angeeignet, und dieses dann natürlich weitergegeben. Es lag also im Interesse der Kirche und des Adels, dieses Volkswissen auszurotten. Generell war die Auswahl an vermeintlichen Hexen sehr breit gefächert. Ob Witwen oder Händlerinnen, deren Vermögen nach ihrem Tod männlichen Verwandten oder den Landesherren überlassen war, ob Heilerinnen oder Frauen, die nicht in die damaligen gesellschaftlichen Normen passten – potenziell war jede Frau der Willkür der männlichen Inquisitoren hilflos ausgeliefert. Unter den massiven Schmerzen, die die immer weiter entwickelten Foltermethoden mit sich brachten, konnte man jede dazu bringen, sich als Hexe zu betiteln.
Dieser Jahrhunderte andauernde Geschlechtermord darf nicht in Vergessenheit geraten. Auch heute noch ist der Glaube an Hexen in vielen Ländern verbreitet. Hexenjagden gibt es noch in afrikanischen Ländern wie Tansania, Kenia und Nigeria, aber auch in Ost- Indien.
Moderne Hexenverfolgung: Der „Bundesverband Lebensrecht“
Ausgerechnet an diesem Tag treffen sich sogenannte „LebenschützerInnen“ in der Alten Handelsbörse am Naschmarkt. Diese wurde in der Vergangenheit auch bereits für AfD-Veranstlatungen zur Verfügung gestellt. Die Stadt Leipzig vermietet eines ihrer Wahrzeichen an Menschen, die die Rechte von Frauen, Lesben, InterPersonen, Non-BinaryPersonen, transPersonen und AgenderPersonen gezielt angreifen. Ziel ihrer Veranstaltung ist es, über Abtreibungsverbote, „Genderideologie“ und „Transhumanismus“ in den Austausch zu gehen. Die BesucherInnen dieses Events verfolgen ein reaktionäres Gesellschaftsbild, welches die Frau auf ihre Rolle als treusorgende, unterwürfige Hausfrau und Mutter reduziert. Sie sind überzeugt, dass Homosexualität eine Krankheit ist und leugnen Geschlechterdiversität.
Wer denkt, dass „diese paar Fundis“ nicht ernzunehmen sind, der irrt. In Ländern wie Polen, in denen mittlerweile regelmäßig Frauen an nicht gewährten Schwangerschaftsabbrüchen sterben, fing es genau so an. Diese Menschen verfügen über hohe finanzielle Mittel, AfD und rechten ThinkTanks sei Dank.
Mit ihren kruden Ideen beeinflussen sie Parteien, Vereine und die Öffentlichkeit.
Wollen wir unsere Freiheit in Zukunft schützen, müssen wir diesen Leuten und den Staatsmarionetten, von denen sie geschützt werden, stabil entgegentreten!
Wir haben uns heute an der Demonstration „Fundis zur Hölle“ und den anschließenden Gegenprotesten beteiligt. Im Anschluss haben wir die Gedenktafel zu den Hexenverfolgungen korrigiert. Laut und deutlich machten wir klar: „Für die Freiheit, für das Leben, Selbstbestimmung muss es geben!“
Mark the Date: Am 15. Mai jährt sich der Abtreibungsparagraf §218 zum 151. Mal. Wir nehmen dieses Datum zum Anlass, eine Demo für körperliche Selbstbestimmung zu veranstalten. Erscheint zahlreich und seid laut!